Hallo. Sehr geehrter. Grüezi. So fangen all die Nachrichten an, welche ich auf der Jobplattform Xing bekomme. Im Schnitt so drei bis vier pro Woche. Interesse habe ich aktuell keines. Mein Job gefällt mir. Vielleicht würde ich zumindest mal drüber nachdenken, wenn diese Nachrichten nicht so plump wären. Warum muss das so Stumpf sein? Können Headhunter und Personaler nicht mal weg vom Standard. Mehr daran denken, wie man einen Menschen begeistert. Ein wenig Flirten mit dem Gegenüber. Den die Idee hinter beiden ist die selbe, wie überzeuge ich das Gegenüber von meinem Anliegen.
Wie flirtet man aber beim Thema Jobs?
Standardtexte gehen gar nicht. In dem Moment schaltet das Gehirn auf Durchzug. Wenn beim Objekt der Begierde etwas hängen bleibt, dann war es in dem Moment Glück. Keiner würde einen Mann/Frau ansprechen mit dem Satz: „Hallo. Das Wetter ist toll. Hast du Lust was zu machen?“. Das kann klappen, aber mit Sicherheit bleibt davon nichts hängen. Ein für mich typisches Beispiel aus der Jobwelt sieht dabei so aus:
Grüezi Herr XXXX
Für meinen Kunden, einen Weltmarktführer aus der Schweiz im Bereich Industrie Anlagen suche ich am Standort Liechtenstein einen:
Software Entwickler C# (m/w)
Salär: Ca. XXX Franken im JahrAufgabe:
Sie konzipieren und entwickeln innovative Steuerungskonzepte/Softwaremodule für die weltweit im Einsatz stehenden Anlagen
Realisierung in C# mit internen und externen Kollegen
Optimierung und Weiterentwicklung der Anlagen SoftwareVoraussetzungen:
Fundierte Entwicklungskenntnisse mit C#, .NET ab 2.0, sowie Erfahrung mit MS Visual Studio 2008/20122008/2012 .Bei Interesse können Sie sich gerne jederzeit melden um die Position sowie Ihren eigenen Hintergrund zu besprechen. Sollten Sie kein Interesse haben würde ich Sie trotzdem gerne meinem Netzwerk hinzufügen und Ihnen dann zu einem späteren Zeitpunkt ein passendes Jobangebot zukommen lassen.
Ich freue mich auf Ihre Rückmeldung.
Freundliche Grüsse
So einem Text lese ich nicht einmal, weil ich schon im ersten Moment sehe: Generator. Mit dem Generator war man nicht mal kreativ, sondern einfach ein paar Fakten runter hämmert. Total langweilig.
Bei dem Thema können wir gleich beim oberen Beispiel bleiben. Weltmarkführer in der Schweiz im Bereich Industrieanlagen. Ah ja. Wie soll man sich damit identifizieren? Weiß der Schreiber nicht, wie das Unternehmen heißt oder will der Schreiber es nicht verraten. Beides finde ich sehr merkwürdig.
Warum kann man nicht schreiben das Unternehmen … sucht. Dann kann ich mich informieren, wenn ich wirklich Interesse habe. So kann ich nur Vermutungen anstellen und habe immer noch Unsicherheiten.
Jetzt aber mal ein paar Verbesserungsvorschläge, welche beim flirten klappen und bestimmt auch in der Arbeitswelt.
Gleich mit dem ersten Absatz geht es eigentlich nur um den Schreiber. Für meinen Kunden. Und im letzten Absatz „Gerne meinem Netzwerk hinzufügen“. Dort erwartet jemand von mir eine Gegenleistung und hat Erwartungen von mir. Ohne mir etwas zu bieten im ersten Moment. Sicher ist der Job schließlich nicht. In dem Moment kann man nur enttäuscht werden.
Beim Flirten wird oft genau der selbe Fehler begangen. Ich erwarte eine Gegenleistung vom gegenüber. Diese Erwartung stresst ungemein. Auf beiden Seiten, weil auch das Gegenüber es merkt und dann schnell abblocken wird. Viel einfacher ist es, wenn man keine Erwartungen hat. Kann man einem Gegenüber nicht einfach mal ein Kompliment geben. Ohne gleich zu erwarten das man eine Handynummer oder ein Date bekommt. Ja das kann man und klappt dann auch meist viel besser, weil man die nächsten Schritte viel besser integrieren kann.
Also liebe Jobhunter bietet erstmal etwas an und erwartet nichts. Dann klappt es schon etwas besser.
Mein Xing Profil ist sehr umfassend. Von meinen Wohnort über meine Hobbys bis zum meinen Fähigkeiten. Alles findet man dort. Ersichtlich für jeden Schreiber. Warum passen dann weiterhin so wenig Jobs auf mein Profil. Natürlich bin ich .NET Entwickler. Aber das war schon die einzige Übereinstimmung. Der Rest passt fast gar nicht zu meinem bisherigen Weg und somit meinen Entscheidungen.
Beim Flirten wird man auch schnell auffliegen, wenn man so Oberflächlich ist. Nur weil man eine Übereinstimmung hat muss man noch lange nicht zusammen passen. Was bringt mir schließlich, wenn der Partner zwar das selbe Essen mag, aber ansonsten null passt. Genau. Rein gar nichts. Man muss viel mehr das ganze Bild sehen. Herausfinden warum eine Person ist, wie sie den ist. Sich also mal etwas tiefer mit der Person beschäftigen. Jeder mag es, wenn sich jemand für dein Leben interessiert oder nicht?
Von daher liebe Jobhunter. Guckt mal ein wenig hinter die Fassade, ob der Job wirklich zur Person passt.
Der letzte Punkt, aber für mich der wichtigste Punkt. Interesse wecken. Nicht ist schlimmer beim Flirten, als wenn das Gegenüber einem nach den Abend vergessen hat. Das passiert leicht, wenn man die ersten beiden Punkte außer Acht gelassen hat. Hat man hingegen ein Haben-Wollen Gefühl erstellt, dann hat man leichte Karten. Dann kommt das Gegenüber ganz alleine auf einen zurück. Aber das erfordert das man vorher selbst viel Zeit in die andere Person gesteckt hat. Von nichts wird nichts kommen.
In der Jobwelt wäre es für mich ein Text, welcher genau auf mich zugeschnitten wäre mit einem passenden Unternehmen. Vielleicht bietet das Unternehmen z.B. Fitnessstudio Mitgliedschaften das wäre für einen Sportler sehr interessant. Genau so, wie Gleitzeiten für Familien sehr wichtig sein können. Wobei dann wieder Punkt 1 und 2 sehr wichtig sind. Wie sehr habe ich mich mit der Person beschäftigt und was kann ich dieser Person bieten. Außer einen Job.
Liebe Jobhunter. Schreibt beim nächsten Mal keine Stellenbeschreibung. Sondern einen Liebesbrief, welcher die andere Person fesselt. Dann kommen die Bewerbungen ganz von alleine.
Dazu will ich gar nicht so viel sagen, weil dieses Video einfach perfekt passt von Ben Paul:
Ich hoffe mit den Beitrag vielleicht den ein oder anderen Headhunter zu erwischen. Vielleicht habe ich selbst bald ein paar Liebesbriefe in meinen Xing Postfach. Ich würde mich freuen.
Ihr seid schließlich keine Maschinen. Hoffentlich. Sondern Lebende Menschen und so könnt ihr auch mit anderen Menschen agieren. Also flirtet mal ein wenig mehr mit eurem Gegenüber.
Jetzt würde mich natürlich mal interessieren, was für Nachrichten die Leser hier schon bekommen haben? War es auch nur eine stupide Stellenbeschreibung oder auch mal der ein oder andere Liebesbrief?
Ich weiß aber auch nicht, ob wir wirklich Maßstäbe sind. Vielleicht ist das 08/15-Gießkannenprinzip effektiver als nur eine Handvoll Personen sehr persönlich anzusprechen. Die Gefahr, dass ein Anschreiben überhaupt nicht gelesen wird, schätze ich als nicht so niedrig ein. Aber klar, je dünner der Markt an passenden Kandidaten für eine Stelle wird, desto mehr Mühe sollten sich die entsprechenden Headhunter machen.
Es wäre mal ein Test Wert, ob man mit persönlichen Texten mehr erreicht am Ende. Selbst wenn ich selbst die Stelle nicht haben will, dann würde ich halt trotzdem mal im Netzwerk rum fragen. Also ich kann mir vorstellen eine persönliche Nachricht geht eher viral. Ich muss mal gucken, ob ich dazu irgendwo Daten finde. Falls meine Theorie nicht stimmt wäre ich zumindest etwas enttäuscht.
Glaubst du, dass sich das schnell ändern wird? Immerhin benötigt auch die Generation Y eine Arbeit und Unternehmen bieten diese an. Im Grunde muss sich also der Unternehmer nicht unbedingt um eine Arbeitskraft bemühen, sondern kann auf Bewerbungen warten. Bei nachgefragten Jobs, wie z.B. die der Informatik Branche, ist es evtl. umgekehrt, das weißt du sicher besser. ;) Bricht allerdings die Nachfrage ein, welchen Anreiz gibt es dann noch, um aktiv zu werben?
Grundsätzlich würde ich dem ganzen 5 höchstens 10 Jahre geben. In der Zeit werden bei uns im Unternehmen bestimmt 25%, wenn nicht mehr, in Rente gehen. Und wir haben jetzt schon Probleme neue Leute zu finden. Dazu will man ja noch wachsen. Und sobald Nachfrage größer als Angebot ist wird das umschlagen.
Ich glaube schon das Unternehmen sich mittlerweile um Arbeitskräfte bemühen müssen. Nicht im niedrigen Lohn Sektor, aber sobald etwas größere Know How gefragt ist gibt's Probleme. Bei uns waren bei der letzten Bewerbung zwar ne Menge Leute dort, aber die meisten konnte man nicht gebrauchen. Von daher würde ich eher im niedrigen Lohn Sektor so sehen mit den auf Bewerbungen warten. Aber einfach warten können sie nicht, selbst im niedrigen Gehaltsbereich, ansonsten wird ein anderer die Lücke erkennen und ihnen die Hölle heiß machen.
Wenn man dort als Unternehmen kein gutes Image hat, dann hat man ein Probleme. Siehe DB. Ein riesiges Unternehmen mit vielen Möglichkeiten. Aber will man dort hin als z.B. Informatiker? Aktuell wohl eher nicht mit dem Leitmotiv.
Die Verbindung mit einem Flirt gefällt mir. Ist ein Unternehmen speziell interessiert, werden die Verantwortlichen - meiner Meinung nach - wahrscheinlich eine personalisierte Nachricht schreiben. Ansonsten bleibt es eine normale Stellenausschreibung in PM-Form.
Grüße
Johannes
lohnen auf jeden Fall. Nicht wegen dem Jobangebot. Aber wegen dem Aufbau eines Netzwerkes. Das kann in vielen Situationen sehr hilfreich sein. Man kennt halt jemanden der einen kennt ;). Von daher anmelden und gute Kontakte knüpfen.
Und zum Flirten. Ja Unternehmen können manchmal verdammt nett werden. Aber ich muss zugeben aktuell geht noch viel in Richtung. Alte Werte nett. Mal sehen, wann die Wünsche der Generation Y dort mehr integriert wird.
Gruß,
mafis
Was denkst du?